Erste Versuche, eine höhere Schule in Schwechat einzurichten, gehen auf das Jahr 1964 zurück. Erst 1969, mit 5 Jahren Verspätung, war es soweit! Mit der steigenden Zahl der Schüler und den ersten erfolgreichen Reifeprüfungen konnte das BG/BRG Schwechat seine Daseinsberechtigung unter Beweis stellen.
Am 18. September 1979
konnten wir das 10-jährige Bestehen der Schule gemeinsam mit dem
25-Jahrjubiläum der Eigenständigkeit der Stadt Schwechat feiern. Direktor Dr.
Franz Slawik, der im September 1980 von einer durch eine politische Funktion
begründeten Karenzierung zurückkehrte, schrieb im Jahresbericht dieses
Schuljahres im Vorwort: „Ein weiteres Anwachsen ist derzeit unmöglich, das Haus
ist vom Keller bis in den dritten Stock und auch im Zubau (in der Musikschule)
bis auf den letzten Platz besetzt.“
Klassen und Schülerzahlen 1969 bis 1979
Schuljahr | Schülerinnen | Schüler | Gesamt | Klassen |
1969/70 | 30 | 37 | 77 | 3 |
1970/71 | 76 | 95 | 171 | 6 |
1971/72 | 117 | 153 | 270 | 9 |
1972/73 | 171 | 210 | 381 | 12 |
1973/74 | 217 | 248 | 465 | 16 |
1974/75 | 243 | 295 | 538 | 19 |
1975/76 | 278 | 334 | 612 | 22 |
1976/77 | 321 | 375 | 696 | 25 |
1977/78 | 336 | 428 | 764 | 25 |
1978/79 | 390 | 388 | 778 | 26 |
Die Arbeit wurde unter solchen Verhältnissen natürlich nicht leichter. Der nicht geringen Belastungsprobe, die diese Situation für die Schulgemeinschaft – besonders für Lehrer und Schüler – bedeutet, ist die Schule, wie ich glaube, gerecht geworden, nicht zuletzt deshalb, weil wir versucht haben, alle Probleme in Zusammenarbeit von Lehrern, Schülern und Eltern zu lösen. Diese Gesinnung war für uns seit den Anfängen charakteristisch. Wenn man den gesetzlichen Auftrag zur Schulgemeinschaft ernst nimmt, dann wird auch die künftige Arbeit im Zeichen dieser Bemühungen stehen, die sich vielleicht am knappsten und treffendsten mit dem Titel eines Buches von H. E. Richter benennen lassen: „Lernziel Solidarität“. Es ist ein schwieriger und mühsamer Lernprozess, weil er den Abbau vieler Einzel- und Gruppeninteressen voraussetzt und das alte Denken in Lagern und Fronten (Schüler gegen Lehrer und umgekehrt) überwunden werden muss. Diese Aussagen waren ein deutliches Signal dafür, wohin der Weg führen sollte, ohne sich darüber Illusionen zu machen, dass auf diesem Weg eine Vielzahl von Gruppenbildungen bei etwa 850 Menschen in einem Betrieb keine Wunder erwarten ließen.
Im Jänner 1982 wurde Dr. Franz Slawik Abgeordneter des Niederösterreichischen Landtags und ich wieder zum Provisorischen Leiter bestellt. Die vielfältigen Probleme durch Zusammenarbeit zwischen Lehrern, Schülern und Eltern zu mildern bzw. zu lösen, war meine Zusage. In diesem Jahr wurde die unbedingt notwendige Sanierung des Hauptgebäudes mit einem gleichzeitigen Zubau durch das damalige Bautenministerium bzw. das Bundesministerium für Unterricht und Kunst in die Wege geleitet. Bis Schüler eine optimale Ausbildungsstätte und Lehrer einen freundlichen und gut ausgestatteten Arbeitsplatz bekommen haben, sollte es aber noch einige Jahre dauern. Da ein zielführender und moderner Unterricht des Einsatzes einer großen Vielfalt von Unterrichtsmitteln bedarf, die auch für jeden Lehrer leicht greifbar sein sollten, bestand der Mangel besonders in geeigneten Sonderunterrichts- und den dazugehörigen Sammlungsräumen. So bedrückend diese Situation auf der einen Seite war, so förderte sie andererseits die Kreativität der Beteiligten. Diese Zeit als harmonischen Schulalltag zu kennzeichnen, ist allerdings unmöglich. Mit Respekt und Zurückschrauben der eigenen Erwartungen und Ansprüche wurden dennoch gute Ergebnisse erzielt.
Ursprünglich konnten wir mit einem Baubeginn 1985 rechnen. Die Hoffnung auf 10 Sonderunterrichtsräume für Physik, Chemie, Biologie, Musikerziehung, Bildnerische Erziehung und Werkerziehung, 4 zusätzliche Stammklassenräume und einen wesentlich größeren Turnsaal im Haupthaus machte die alltägliche Arbeit etwas erträglicher. Schülerzahlen, die leicht rückläufig waren, leisteten ebenfalls einen nicht unbeträchtlichen Beitrag.
Bis zum Jahr 1987 haben etwa 460 junge Menschen ihre Reifeprüfung in Schwechat abgelegt und bestanden. Diese Zahl ist auch bei einer rein formalen Betrachtung als „fabrikmäßige Fertigung des Produktes Maturant“ als höchst beachtlich anzusehen. Die Bedeutung bestandener oder nicht bestandener Prüfungen ist aber viel größer, als es Zahlen auszudrücken vermögen, was durch das schier unerschöpfliche Thema „Schule“ eine Bestätigung findet. Freude und Leid, Erfolg und Misserfolg sind in anderer Weise zu messen und prägen das Persönlichkeitsbild der einzelnen Menschen sowie ihren privaten Lebensraum nachhaltig. Es hat sich daher schon dadurch im Raum Schwechat in 18 Jahren sehr viel verändert.
Am 23. Februar 1988 war es endlich so weit, die Bauarbeiten begannen. Der alte, zu kleine Turnsaal wurde abgerissen, ein Grundstückstausch zwischen der Stadtgemeinde Schwechat, der Erzdiözese Wien und der Republik Österreich ermöglichte eine Feuerwehrzufahrt zur Volksschule und zum Gymnasium an der Hinterseite. Es wurde ein erster Schritt für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Schüler und Lehrer getan, der jedoch mit zusätzlichen Problemen und Belastungen erkauft werden musste.
Die Arbeiten gingen jedoch rasch voran…
5. April 1989: Dachgleichenfeier für den Zubau des Schulhauses
25. April 1989: Auftrag zur Planung der Ausstattung der Sonderunterrichtsräume
April bis Mai 1989: Weiterführung der Stiegenhäuser im Altbau in den 3. Stock
Juli bis August 1989: Neue Fenster für das Altgebäude
Ab dem Schuljahr 1990/91
konnten 9 zusätzliche Klassenräume im Zubau (Musikschule) benutzt werden. Im
Zuge der Bauarbeiten wurde der externe Turnsaal (heute der Neubau der Schule),
der bereits 1974 errichtet worden war, renoviert.
Eine mehrjährige Bauzeit, nur ein Turnsaal für Knaben und Mädchen sowie dem Baufortschritt entsprechende organisatorische Anpassungen, manchmal auch Baulärm und immer die grundsätzlichen Gefahren einer Baustelle bei Vollbetrieb der Schule mussten bewältigt werden.
Doch nicht nur das Erscheinungsbild änderte sich. Mit dem Schuljahr 1989/90 wurden nach der Unterstufe auch der Oberstufe neue Lehrpläne und erstmalig Wahlpflichtgegenstände verordnet. Damit konnten die ersten Schritte in das 21. Jahrhundert gesetzt werden: ein neues Schulhaus, das es ermöglichte, die Aufträge des Gesetzgebers zu erfüllen, sowie neue Lehrpläne mit dem Auftrag zu fächerübergreifendem Unterricht und hohem Praxisbezug. Diese Entwicklung wurde glücklicherweise dadurch gefördert, dass die durchschnittliche Schülerzahl in jeder Klasse von 28 im Schuljahr 1981/82 innerhalb von 10 Jahren auf 24 gesenkt werden konnte.
Der Autor, HR Mag. Eduard Hruska, war zunächst Prov. Leiter und anschließend Direktor des BG/BRG Schwechat (1993 – 2001).