Das Gymnasium entwickelt sich weiter
2007 begann der zweite Schulentwicklungsprozess, der sich zum Ziel gesetzt hatte, das Angebot des BG/BRG Schwechat an die Schüler der Unterstufe, besonders jedoch an die der Oberstufe den Anfordernissen des 21. Jahrhunderts anzupassen. Abgesehen vom notwendigen Einsatz digitaler Medien, der auf einer anderen Ebene abzuhandeln sein wird, ging es um den zeitgemäßen Sprachunterricht und um Aktualisierungen im naturwissenschaftlichen Zweig des Realgymnasiums.
Lebende Fremdsprachen als Schlüssel zum Erfolg
Das Angebot an Sprachen mit Hauptfachcharakter umfasste ursprünglich Latein und Französisch in der Unter- und in der Oberstufe sowie Altgriechisch in der Oberstufe. Als Wahlpflichtfächer wurden ab der 6. Klasse Italienisch und Spanisch angeboten. Für das Fach Griechisch bestand seit Jahren nur mehr geringes Interesse, eine Fremdsprache im Wahlpflichtfach zu lernen (zwei- oder dreijährig je 2 Wochenstunden), lässt naturgemäß nur Grundkenntnisse erwarten. Daher wurden im Zusammenhang mit einer grundlegenden Umstrukturierung der Stundentafeln, die vor allem durch Änderungen im naturwissenschaftlichen Zweig notwendig geworden waren, auch Änderungen im Fremdsprachenangebot in Angriff genommen.
Nach mehrmonatigen Beratungen kam es zu Abstimmungen sowohl auf Eltern- und Schülerseite, als auch auf der Seite der Lehrkräfte. Mit einer klaren Mehrheit wurde Altgriechisch ab der 9. Schulstufe (5. Klasse) durch die lebende Fremdsprache Spanisch ersetzt; Latein und Französisch blieben ab der 3. Klasse erhalten. Italienisch verblieb weiterhin im Kanon der Wahlpflichtfächer.
Den Schülern standen in Zukunft ab der 9. Schulstufe folgende Varianten zur Verfügung:
- Im Gymnasium mit Französisch ab der 3. Klasse musste Latein gewählt werden, da Latein für diesen Schultyp typenbildend ist.
- Schüler im Gymnasium mit Latein ab der 3. Klasse konnten zwischen Französisch und Spanisch wählen.
- Die Schüler des Realgymnasiums hatten und haben heute noch die volle Wahlmöglichkeit zwischen Französisch, Spanisch und Latein.
Damit waren die Grundlagen für ein zeitgemäßes Sprachenangebot geschaffen.
Moderner naturwissenschaftlicher Unterricht
Zeitgemäß sollte auch der naturwissenschaftliche Unterricht im Realgymnasium gestaltet werden. Grundsätzlich bestand für die Schüler zu diesem Zeitpunkt die Wahlmöglichkeit zwischen dem Realgymnasium mit Darstellender Geometrie und dem Realgymnasium mit dem naturwissenschaftlichen Schwerpunkt. Als Kernproblem erwies sich seit Jahren der naturwissenschaftliche Schwerpunkt mit verstärktem Chemie-, Biologie- und Physikunterricht und mit zusätzlichen Schularbeiten in Biologie und Physik. Der naturwissenschaftliche Zweig wurde nur von wenigen SchülerInnen (Eröffnungszahl: 10 Schüler) gewählt, viele wichen vor allem den Schularbeiten in Physik aus, wählten Darstellende Geometrie und damit in vielen Fällen ein Fach, das ihren Begabungen nicht entsprach. Ohne die Fähigkeit zum räumlichen Denken wird Darstellende Geometrie auch (oder gerade) mit einem Computerprogramm wie Microstation, das in Schwechat verwendet wird, zur großen Herausforderung!
Daher wurden nach einem umfangreichen Nachdenkprozess Veränderungen im naturwissenschaftlichen Zweig beschlossen. Darstellende Geometrie blieb als Angebot für alle Interessen erhalten. Im reformierten naturwissenschaftlichen Zweig konnte der lehrplanmäßig vorgesehene Biologieunterricht durch das eher praxisorientierte Fach „Life Science“ ergänzt bzw. aufgestockt werden. Parallel dazu wurde Physik um „Physik Labor“ erweitert. Die Schularbeiten in Biologie und in Physik wurden gestrichen.
Im September 2008 war diese Schulentwicklungsphase abgeschlossen. Der Antrag für die Neuerungen an das Bundesministerium konnte gestellt werden. Die Änderungen traten im Schuljahr 2009/10 in Kraft und wurden von den Schülern absolut positiv aufgenommen.
Typengemischte Klassen in der 7. und 8. Schulstufe
Ein weiteres Kapitel der Schulentwicklung betraf die Unterstufe. Um den Schülern die Typenwahl zu erleichtern, wurden auf Initiative der damaligen Administratorin, Mag. Elisabeth Eidler-Kraft, die Klassen in der 7. und 8. Schulstufe typengemischt geführt. Die Entscheidung zwischen Gymnasium mit Latein, Gymnasium mit Französisch und Realgymnasium konnte nach den tatsächlichen Interessen und Begabungen gefällt werden, ohne sich um den „Verlust“ der besten Freundin/des besten Freundes Sorgen machen zu müssen. Die häufigen auf Freundschaften basierenden Entscheidungen waren damit ausgeschlossen. Leider ist das organisatorisch sehr aufwändige Projekt mittlerweile wieder rückgängig gemacht worden.
Der Autor, HR Mag. Richard Dech, war von 1976 an Lehrer für Deutsch und Geschichte, ab 1995 Mitarbeiter am Pädagogischen Institut NÖ (heute Pädagogische Hochschule) und von 2005 – 2014 Direktor des BG/BRG Schwechat.