An dieser Stelle sollen in Zukunft ehemalige Mitglieder des Lehrköpers des BG/BRG Schwechat zu Wort kommen. Wie verläuft ihr Leben im Ruhe-, vielleicht sogar im Unruhestand? Womit beschäftigen sich Lehrkräfte, wenn sie nicht mehr unterrichten, keine Vorbereitungen zu erledigen, keine Hausübungen oder Schularbeiten zu korrigieren haben?
Als erste gewähren HR Mag. Eduard Hruska und OSR Mag. Edith Lindorfer Einblick in ihr Leben „danach“…
Was wurde aus… EDUARD HRUSKA?
HR Mag. Eduard Hruska unterrichtete in Schwechat ab 1970 Geografie und Leibesübungen, wurde 1972 Administrator und 1977 prov. Leiter. Von 1992 bis zu seiner Pensionierung 2001 war HR Hruska Direktor des BG/BRG Schwechat. Von 2005 bis 2019 leitete er den Absolventenverein des Gymnasiums, den Club Ala Nova, und trug damit wesentlich zu dessen Aufbau bei.
Dürfen wir zu Beginn ganz einfach fragen, wie es Ihnen geht?
Die Zeiten sind nicht spurlos vorübergegangen, es zwickt hier und knackt da, aber das sollte kein Anlass zu massivem Klagen sein, solange geistige Frische und körperliche Belastbarkeit gegeben sind. Selbstverständlich muss ich auch immer wieder Zeit einplanen, um die Serviceleistungen verschiedener Ärzte in Anspruch zu nehmen, was diese jedoch als ganz normal betrachten („In ihrem Alter ist das so!“). Das soll jetzt nicht als Klage verstanden werden, aber wenn man wie ich ein Leben lang nie ernstlich krank war, dann scheint es erst recht angebracht, Vorsorge zu treffen.
Was meine Frau, Marianne, und mich jung erhält, sind unsere Kinder Andreas und Katrin. Beide sind verheiratet, wir haben mittlerweile 7 Enkelkinder im Alter von 8 Monaten bis zu 18 Jahren. Da gibt es selbstverständlich auch für die Großeltern immer etwas zu tun, wobei wir bedingt durch den Altersunterschied der Enkelkinder sehr flexibel sein müssen. Im Zuge dessen haben wir erkannt, dass es doch besser ist, Kinder in jüngeren Jahren zu bekommen…
Waren Sie in den Jahren nach Ihrer Pensionierung öffentlich tätig?
Ja, in einigen Fällen und aus tiefer Überzeugung! Zum einen ist hier meine Tätigkeit im Club Ala Nova zu nennen, zum anderen mein Engagement im Rotaryclub Wien-Schwechat. Hier habe ich mitgeholfen, dass mehrere Jugendliche ein erfolgreiches Auslandsjahr erleben konnten. Außerdem habe ich ein Integrationsprojekt an der Volksschule in Schwechat ins Leben gerufen und gestalte es mit den Mitteln der Rotarier und mit den Lehrerteams seit dem Jahr 2010 mit. Ziel ist es, dass Schülerinnen und Schüler mit nichtdeutscher Muttersprache dieses Defizit möglichst rasch überwinden können, um ihren Bildungsweg als ordentliche Schüler fortsetzen zu können.
Welche Hobbies üben Sie aus?
Meine wichtigsten Hobbies sind Segeln, Kochen und Wandern. Den alpinen Schilauf, den ich früher so gerne ausgeübt habe, lassen meine Wirbelsäule und meine Kniegelenke leider nicht mehr zu…
Dürfen wir fragen, wo Sie Ihrer Segelleidenschaft nachgehen?
Das Segeln habe ich vor rund 10 Jahren für mich entdeckt und übe es mit 3 bis 5 Freunden aus. Die spannendsten Ziele waren der Norden der Bretagne, Schottland und die Hebriden, die Umfahrung der Lofoten und ein Segeltörn bei den Azoren. Kurze Fahrten führen mich meistens im Herbst von Split oder von Dubrovnik aus in die Adria.
Und dann war da noch das Kochen als weitere leidenschaftliche Betätigung…
Ja, genau! Gekocht habe ich allerdings schon vor meiner Pensionierung… Die Freude daran ist jedoch geblieben. Was ich koche, hängt meistens von den Wünschen der Familienmitglieder ab. Mein Repertoire ist aber im Laufe der Jahre immer größer geworden: Putenschnitzel nach Pariser Art, Lammbraten, Lamm-Tagine mit Gemüse und orientalischen Gewürzen, Gefüllte Rindsschnitzel, Waller in Kürbiskern-Oregano-Parmesan-Panade, Pollo lemonato – um nur eine kleine Auswahl zu nennen.
Eigentlich hat man das Gefühl, dass Sie immer noch sehr aktiv sind. Entspannungsphasen kennen Sie nicht?
Das, was man heute als Chillen bezeichnet, das musste ich erst lernen. Ich glaube aber, dass ich mittlerweile auch darin Übung habe…
Was ist Ihre größte Freude?
Ich kann behaupten, dass es mir und meiner Familie – trotz Corona – rundum recht gut geht. Ich freue mich, dass auch meine Kinder keine Existenzangst haben müssen. Meine größte Freude ist es aber, die positive Entwicklung der nächsten und der übernächsten Generation der Familie mitverfolgen und dazu auch immer wieder einen Beitrag leisten zu dürfen.
Eine abschließende Frage: Fühlen Sie sich Ihrer ehemaligen Schule noch verbunden?
Ja, natürlich! Ich möchte auch gerne auf diesem Weg allen am Schulleben in Schwechat Beteiligten viel Kraft zur Bewältigung der großen Herausforderungen sowie viel Erfolg und Freude wünschen!
Was wurde aus… EDITH LINDORFER?
OSR Mag. Edith Lindorfer unterrichtete am BG/BRG Schwechat Deutsch und Latein. In den Ruhestand trat sie 2003.
Haben Sie die Schule nach Ihrem Pensionsantritt vermisst?
Ehrlich gesagt: nein. Vermisst habe ich eigentlich nur die vielen Schülerinnen und Schüler, ihre Lebendigkeit, ihr Lachen und ihre Spontaneität.
Wie haben Sie die Pensionsjahre bisher gestaltet?
Ich bin nach wie vor ein Morgenmensch mit ausgeprägtem Ordnungssinn (Stichwort: Putzfimmel) und dem Interessensschwerpunkt Geschichte. Mein Mann und ich haben schöne Reisen unternommen, Museen und Ausstellungen besucht und häufig an Führungen teilgenommen. Ich habe auch mehr Zeitungen gelesen und Nachrichtensendungen angesehen als früher. Wir haben aber – zum Ausgleich sozusagen – auch viel in Haus und Garten gearbeitet. Mein Mann erntet, ich jäte…
Haben Sie in der Pensionszeit auch etwas Neues begonnen?
Nichts Spektakuläres. Seltsamerweise habe ich mir angewöhnt, trotz meiner Unsportlichkeit jeden Morgen 20 Minuten leichte Gymnastik zu betreiben. Damit habe ich eigentlich als Training für den Besuch archäologischer Ausgrabungen begonnen, damit ich unter den sportlichen Senioren in Reisegruppen nicht zu sehr auffalle… Es tut mir immer noch gut. Außerdem nütze ich das Satellitenfernsehen nicht nur für CNN oder Sky News, sondern auch mit Vorliebe für Unterhaltungsserien und Kriminalfilme im französischen Sender TV 5 monde – anfänglich auf Französisch mit französischen Untertiteln. So konnte ich beim Mitlesen doch ein wenig verstehen. Mittlerweile habe ich durch die Krimis so viele „gewöhnliche“ Vokabel kennengelernt, dass ich einen Gangster in Marseille in Verwunderung versetzen würde. Grammatikalisch einwandfrei natürlich!
Und wie sieht Ihre Planung für die Zukunft aus?
Das ist eine große, offene Frage. Wie sich das Leben nach Corona gestalten wird, kann ich leider nicht vorhersehen… Warten wir einmal ab und machen wir das Beste daraus!